Kindergesundheit

Eigentlich gibt es “das Kind” gar nicht. Ein Säugling, ein Kleinkind, ein Schulkind und ein Jugendlicher haben einen unterschiedlichen Bedarf an Vitalstoffen und die Prävention sieht unterschiedlich aus.

Darum befasse ich mich hier mit Kleinkindern und Schulkindern und spreche Informationen an, die für alle Altersstufen stimmen.

Eines haben alle Altersgruppe gemeinsam. Sie wachsen und das Gehirn entwickelt sich. Wachstum verbraucht Energie und Nährstoffe.

Das menschliche Gehirn wächst besonders stark vom letzten Drittel der Schwangerschaft bis zum Ende des zweiten Lebensjahres. In dieser Zeitspanne liegt der Schwerpunkt des Wachstums der Dendriten und der Ausbildung von Synapsen. Wenn in dieser Hirnentwicklungsphase ein spezifischer Mikronährstoff fehlt, z. B. Omega 3, Eisen, Vitamin B12, Vitamin D, Jod und viele andere, kommt es zwangsläufig zu einer Störung der strukturellen Entwicklung des Gehirns. Die kognitiven Defizite bestehen meist lebenslang und können unter Umständen erheblich die persönliche und berufliche Entwicklung eines erwachsenen Menschen beeinträchtigen. Die Entwicklung des Gehirns ist natürlich mit dem zweiten Lebensjahr nicht abgeschlossen, sondern setzt sich bis ins frühe Erwachsenenalter fort. Das Frontalhirn ist die Hirnregion, die am längsten für eine volle Ausreifung braucht. Das Frontalhirn ist verantwortlich für komplexere kognitive Funktionen wie Planung, Entwicklungsstrategien, Problemlösung etc. Zeitliche Schwerpunkte für die Entwicklung des Frontalhirns sind der Zeitraum von der Geburt bis zum zweiten Lebensjahr, vom siebten bis zum neunten Lebensjahr und im mittleren Teenageralter. Daraus ergibt sich auch, dass Mikronährstoffmängel nicht nur die kognitive Entwicklung von Kleinkindern beeinträchtigen können, sondern auch von Schulkindern und Jugendlichen.

Für die Hirnentwicklung des Kindes spielen die Aminosäuren ebenfalls eine wichtige Rolle. Generell ist eine ausreichende Verfügbarkeit der Aminosäuren von zentraler Bedeutung für die körperliche Entwicklung und für das Wachstum des Säuglings. Bei Säuglingen und Kleinkindern ist der Aminosäurenbedarf pro Kilogramm Körpergewicht höher als im späteren Kindes- oder gar Erwachsenenalter. Außerdem sind manche Aminosäuren, die beim Erwachsenen als nicht essenziell gelten, für Säuglinge und Kleinkinder durchaus essenziell, da die Bildung dieser Aminosäuren im Organismus noch nicht in vollem Umfang möglich ist.

Was die Hirnentwicklung anbetrifft, so hat Taurin eine bedeutende Funktion. Taurin ist für den Fötus und für das Neugeborene essenziell, da es noch nicht aus den schwefelhaltigen Vorstufen gebildet werden kann. Taurin scheint für die fetale Hirnentwicklung eine wichtige Funktion einzunehmen. Interessant ist auch, dass die Taurin-Blutkonzentration bei Neugeborenen drei- bis fünfmal höher ist als bei der Mutter. Taurin hat wohl einen Einfluss auf das Wachstum der Vorläuferzellen der Neuronen. Es ist auch bekannt, dass Taurin von zentraler Bedeutung für die Entwicklung der Nervenzellen der Netzhaut ist.

Verschiedene Aminosäuren haben einen starken Bezug zum Gehirnstoffwechsel, z. B. Tryptophan als Ausgangssubstanz für die Bildung des Neurotransmitters Serotonin. Serotonin ist bei Kindern auch erforderlich für die Regulierung von Stimmung und Sozialverhalten. Die Aminosäure Tyrosin ist Ausgangssubstanz für die Bildung der Katecholamine, die z. B. für Motivation und Aufmerksamkeit benötigt werden. Serin ist Ausgangssubstanz für die Bildung von Cholin und Phosphatidylserin, einem wesentlichen Bestandteil der Phospholipide und damit des Myelins. Zu erwähnen sind auch noch die Omega-3-Fettsäuren. DHA ist die häufigste Omega-3- Fettsäure im Gehirn und ist in den Membranen der Nervenzelle enthalten. Auch für die Zellen der Netzhaut hat DHA eine sehr große Bedeutung.

Vitamin B1 spielt eine wichtige Rolle für die Energieversorgung der Nervenzellen, da diese auf Glucose als Energieträger angewiesen sind. Oft führt ein frühkindlichen Vitamin-B1-Defizit zu schweren und andauernden Sprachstörungen und eine Beeinträchtigung der Grob- und Feinmotorik. Der Organismus verfügt nur über geringe Vitamin-B1-Speicher, so dass es schnell zu einem Vitamin-B1-Mangel kommen kann, z. B. durch den exzessiven Konsum von raffinierten Kohlenhydraten oder Softdrinks.

Vitamin B6 ist an mehr als 140 enzymatischen Reaktionen beteiligt. Es ist das Wichtigste Vitamin im Protein- und Aminosäuren Stoffwechsel und auch an verschiedenen Reaktionen im Neurotransmittermetabolismus beteiligt. Bei Schlafstörungen sollte daher auch immer an einen B6 Mange gedacht werden. Die Stoffwechselstörung HPU sorgt dafür, dass schon im Kindealter ein B6 Mangel vorliegen kann der zu psychischen Auffälligkeiten, Erschöpfung, Migräne und Depressionen führen kann. Aus diesem Grund wurde Vitamin B6 in Kombination mit Magnesium und Omega 3 erfolgreich für die Behandlung von ADHS eingesetzt.

Vitamin B12 wird für die Myelinsynthese benötigt. Bei Kindern mit einem Vitamin-B12- Mangel konnte ein Verlust weißer Hirnsubstanz sowie eine verzögerte Myelinisierung nachgewiesen werden. Dies kann zu verminderter Methylierung. Verkürzte Aufmerksamkeitsspanne, Erschöpfung und Schulschwierigkeiten führen. Bitte bei B12 Substitution immer auf Methylcobalamin, Adenosylcobalamin und Hydroxycobalamin greifen. Die inaktive Form Cyanocobalamin hat wenig Nutzen.

Folsäure ist ganz wichtig für die DNA- und RNA-Synthese und für Methylierungsreaktionen des Organismus. Letztere sind z. B. notwendig für die Bildung von Phospholipiden, die in der Zellmembran vorkommen und Neurotransmittern. Folsäure ist essenziell für den Neuralrohrverschluss in der dritten Schwangerschaftswoche.

Mangel an B6, B12 oder Folsäure können zu einer Form von Blutarmut führen. Aussagekräftig sind hierbei die Anzahl der Erytrozyten, MCV und MCHC. Wie bei B12 ist auch bei Folsäure die Form wichtig. Bitte synthetische Folsäure meiden, da diese nicht gut umgewandelt werden kann und zudem andere Enzyme in der Arbeit blockiert. Methylfolat als 5-MTH -Folat ist eine bioaktive Form.

Vitamin D aktiviert verschiedene neurotrophe Faktoren, die die Reifung und das Wachstums von Nervenzellen des Gehirns anregen. Ein Vitamin-D-Mangel in der Schwangerschaft hat daher möglicherweise Konsequenzen für die Gehirnentwicklung des ungeborenen Babys. Möglich ist, dass es zwischen Sprachstörungen bei Kindern und einem Vitamin-D-Mangel in der Schwangerschaft einen Zusammenhang gibt.

Vitamin A ist generell von großer Bedeutung für das Wachstum und der Gehirnzellen und die Entwicklung des Embryos. Auch in der Wachstumsphase von Kindern ist Vitamin A essenziell für die Aufrechterhaltung der Neuroplastizität des Gehirns. Bei einem Vitamin-A-Mangel kommt es zu einem Rückgang der Bildung von Nervenzellen im Gehirn. Da viele Europäer Träger es BOC1 Genpolymorphismus sind und nur vermindert aus Betacarotin Vitamin A umwandeln könne, ist es wichtig auf genügend Zufuhr von Retinol zu achten.

Vitamin C ist ein wichtiges Antioxidans und ist für die Hirnentwicklung von großer Bedeutung. Es wird für die Reifung der Nervenzellen und für die Myelinbildung benötigt. Vitamin C ist auch am Neurotransmitter-Metabolismus beteiligt, z. B. an der Bildung von Noradrenalin aus Dopamin. Vitamin C vermindert die Toxizität von Schwermetallen und beeinflusst auch den Folsäurestoffwechsel und die Eisenaufnahme.

Ein Eisenmangel ist der häufigste Mikronährstoffmangel weltweit. Dies liegt aus meiner Beobachtung an einem schon früh durch Antibiose oder Konservierungsmittel gestörten Darmmikrobiom. Im Kleinkindesalter und in der Jugend spielt Eisen eine sehr wichtige Rolle im Gehirn. Eisen ist erforderlich für den Energiestoffwechsel der Neuronen und Gliazellen. Eisen wird für die Myelinbildung benötigt sowie für die Synthese verschiedener Neurotransmitter, z. B. Dopamin und Serotonin. Das erklärt auch warum zahlreiche Studien belegt haben, dass ein Eisenmangel im Säuglingsalter zu langfristigen Störungen der Motorik, der Kognition und des emotionalen Verhaltens führen. Ein Eisenmangel verursacht bei Kleinkindern nicht nur eine verzögerte Hirnentwicklung, sondern kann auch in der Jugend noch Folgen haben, z. B. in Form eines verminderten Intelligenzquotienten mit einer Beeinträchtigung schulischer Fähigkeiten. Bei Heranwachsenden im Alter von 11 bis 14 Jahren mit einem frühkindlichen Eisenmangel zeigten sich vermehrt Symptome wie Ängstlichkeit und Depression.

Zink ist Co-faktor von über 300 Enzymen und von zentraler Bedeutung für alle Entwicklungs-, Wachstums- und Regenerationsprozesse. Ein Zinkmangel während der Schwangerschaft führt bei Kindern zu einer Beeinträchtigung der psychomotorischen Entwicklung. Zink beeinflusst aber auch die Hirnleistungsfähigkeit von Schulkindern. Auch hier ist HPU bei Zinkmangel ein unterschätzter Faktor. Ebenso wie bei Eisen, kann auch ein gestörtes Darmmikrobiom zu einem Mangel an Zink führen. Da Zink essenziell für die Testosteronbildung ist, ist Zinkmangel besonders für Jungs ein wichtiges Thema.

Jod ist ein essenzieller Bestandteil der Schilddrüsenhormone. Ein Jodmangel führt zu einer Unterfunktion der Schilddrüse, Knoten sowie zur Kropfbildung. Ein Jodmangel der Mutter, kann beim Fötus zu irreversiblen Entwicklungsstörungen des Gehirns führen, da Jod bzw. T3 für die Nervenzellen- und Synapsen Bildung benötigt werden.

Selen ist ein wichtiger Bestandteil der Bildung des Antioxidans und Entgiftungsenzym Glutathion und wird für die Selbsttoleranz der Schilddrüse benötigt. Da unsere Böden Selen, Jod und Magnesiumarm sind, ist es wichtig auf genügend Zufuhr zu achten.

Nun kommen wir zu den Umweltfaktoren.

Da bei Kindern die Schädeldecke noch recht dünn ist, dringen elektromagnetische Strahlungen leicht bis in das Gehirn vor. Es gibt genügend Studien die belegen, dass dies zu verminderter Regeneration bis hin zu

neurologischen Auffälligkeiten führt.

Viele wissenschaftlichen Informationen hierzu werden seit den frühen 90 unterdrückt. Bis vor ein paar Jahren wurde für die Bedenklichkeit von elektromagnetischer Strahlung nur die “Erwärmung des Gewebes” erforscht. Welche Auswirkungen elektromagnetische Strahlung auf die Faltung von Enzymen und den Zellstoffwechsel hat, wurde Langezeit ignoriert. Es ist leider ein bekanntes Phänomen, dass LED-Licht von Handys bei Kindern zu Veränderungen des Augenwachstums führt und zu frühkindlicher Fehlsichtigkeit. Da das Auge bis zum 16 Lebensjahr wächst, sollte die Bildschirmzeit bei Kindern stark reduziert werden. Außerdem verbraucht das Schauen auf den Bildschirm hohe Mengen an Vitamin A und Taurin.

Wenn man bedenkt, dass im Nabenschnurblut eines Neugeborenen schon 109 verschiedene Industrie-Chemikalien nachgewiesen. Von denen 55 noch nie zuvor im Menschen gefunden wurden. Bei 42 dieser Substanzen sind Quelle, Anwendungszweck und Gesundheitswirkung noch unbekannt.

Ich denke ich muss nicht extra bemerken, dass es daher wichtig ist Bio zu essen, auf Biowaschmittel, Seife und Kleidung zu achten und bei Schadstoffen auch an Billigmöbel und Teppiche / Laminat zu denken. In meinem Artikel zu BPA wird denke ich klar wie gefährlich Chemikalien für die Gesundheit sind.

Nun kommen wir zu den Lebenstilfaktoren.

Ein Kind braucht ein Gleichgewicht zwischen Stimulation und Regeneration/ Verarbeitung. Dauerbeschallung, Lärm, viele Menschen und viel Bewegung wie auf dem Dom sind Stress für ein kleines Nervensystem. Darum ist es wichtig Kindern immer wieder “Langeweilephasen” zu bieten, um Kontakt zu sich selbst zu finden, aus sich selbst heraus eine Beschäftigung zu finden und Kreativität zu entwickeln.

Schlaf ist wichtig, um das Erfahrene zu verarbeiten. Die REM -Schlafphasen sind für die Verarbeitung und Verinnerlichung essenziell. Guter Schlaf beginnt schon Stunden, vor dem ins Bett gehen. Gerade so kleine slow COMTler neigen dazu sich immer wieder selbst wach zu spielen und nicht runterzukommen. Kuscheln und streicheln des Blasenmeridians und an der Schläfe bringt selbst die aufgewecktesten kleinen COMTler wieder runter.

Bewegung in Form von Balancieren und Hüpfen ist wichtig für die richtige Bahnung im Gehirn, den Abbau von frühkindlichen Reflexen und dem Stressabbau. Bahnung(Lateralisation des Gehirns) ist die Verknüpfung der beiden Gehirnhälften über den sogenannten Balken (Corpus callosum) Überkreuzbewegungen, Balancieren und Singen fördert die Verknüpfung. Typische Anzeichen von Bahnungsstörungen sind: Mangelnde Fähigkeit still zu sitzen, Konzentrations- und Merkfähigkeitsstörungen, ständiges Stoßen, schlechte Feinmotorik, Prüfungsversagen. Bahnungsübungen aus der Kinesiologie oder der Abbau frühkindlicher Reflexe können bei solchen Symptomen hilfreich sein.