Umweltfaktoren, die deine Epigenetik beeinflussen

Letztens sprach ich über das Thema Epigenetik und mir fiel auf, wie wenig darüber bekannt ist, wie sehr unsere Umwelt auf unseren genetischen Ausdruck einwirkt.

Bei den meisten ist bekannt, dass die Epigenetik nur durch Hungerwinter oder andere Katastrophen beeinflusst wird. Die wenigsten kennen die chemischen Verbindungen, zu denen z.B. BPA (Bisphenol A) gehört.

BPA ist eine synthetische Verbindung, die bei der Herstellung vieler Polycarbonat-Kunststoffe und Epoxidharze verwendet wird. Es ist heute eine der häufigsten produzierten Chemikalien der Welt und findet sich in den meisten Konserven (Innenbeschichtung von Dosen), Kunststoffen (Finger weg von Wasser und Saft in Plastikflaschen!), und sogar Haushaltsstaub. Es findet auch Verwendung, wenn auf der Produktverpackung das Recyclingsymbol 3, 6 und 7 zu finden ist

Häufige Quellen für BPA sind:

• Wasserflaschen aus Plastik,

• Teebeutel, die Plastik enthalten

• Lebensmittelbehälter aus Plastik (nicht in der Mikrowelle!),

• Thermodruckbelege (einige, nicht alle), insbesondere in Kombination mit Handdesinfektionsmittel

• Strumpfhosen

• Komposit-Dentalkunststoffe und -versiegelungen

• Brackets Kleber

• die meisten Lebensmittel (Fleisch in Plastikpackungen. BPA ist fettlöslich.)

• Rasierschaum und Kosmetika

Wir wissen zwar oft, dass sowas ungesund ist, aber nicht über seine epigenetische Wirkung. Die gute Nachricht ist, dass BPA langsam über die Haut aufgenommen wird und daher, z.B. nach Kontakt mit Kassenbons, abgewaschen werden kann. Auch auf Lebensmittel mit Schale kann durch Waschen das BPA-Großteils entfernt werden.

Eine Studie untersuchte die Wirkung von BPA auf die Insulinausschüttung und den Blutzuckerspiegel. Die Forscher gaben eine orale BPA-Dosis von 50 ug/kg Körpergewicht, was der von der EPA (Behörde für Umweltschutz und Schutz der menschlichen Gesundheit) als sichere tägliche Exposition festgelegte Tagesgrenzwert ist. Das Resultat war ein signifikanter Anstieg des Insulinspiegels!

Außerdem wurde in anderen Studien festgestellt, dass BPA bei jugendlichen Männern zu einem niedrigen Testosteronspiegel führt, was starke Auswirkungen auf die geschlechtliche Identität hat. BPA-Belastung erhöht zudem den oxidativen Stress und kann zu mitochondrialer Dysfunktion führen.

Die meisten Menschen haben messbare Mengen an BPA, sowohl im Urin als auch im Serum. BPA hat eine ähnliche Struktur wie Östradiol und kann sowohl innerhalb als auch außerhalb des Zellkerns an mehrere Ziele binden und somit als endokriner Disruptor (hormonell wirksam) wirken. Man stellte fest, dass BPA schwerwiegende Auswirkungen auf Fruchtbarkeit und Fortpflanzung hat. Es verursachte Sterilität, verhinderte die Bildung genetisch gesunder Eizellen und erhöhte die Wahrscheinlichkeit, dass Embryonen sterben würden. Umweltbedingte Veränderungen der Genomexpression können während der Schwangerschaft und der frühen Kindheit besonders schädlich sein und ein sich entwickelndes Kind grundlegend verändern, was zu Lernbehinderungen, Gehirnanomalien und Stoffwechselstörungen führen kann. Laut Colaiácovo besteht bei Kindern ein höheres Risiko Probleme zu entwickeln, weil ihr Körper Chemikalien in einigen Fällen anders als Erwachsene verstoffwechselt, sie langsamer abbaut oder in anderen Fällen überhaupt nicht verstoffwechselt, sodass bestimmte Chemikalien zurückbleiben und somit länger und mehr Schaden anrichten können.

Tierversuche ergeben, dass BPA nicht nur für Organismen schädlich ist, die ihm ausgesetzt sind, sondern auch, dass es deren Nachkommen beeinträchtigen könnte.

Über die Meiose der Zellen kann das durch BPA veränderte Epigenom weitervererbt werden. Diese epigenetischen Veränderungen, die den Ausdruck der Gene beeinflussen, können Erkrankungen begünstigen, wobei viele Auswirkungen noch nicht ausreichend erforscht sind.

Nun kommen wir zu den Genen, die BPA abbauen. Sie gehören zu den Phase-2-Entgiftungsgenen. Diese haben leider häufig Polymorphismen. Das heisst sie haben Veränderungen in den Basenpaaren, wodurch Funktionseinschränkungen auftreten können.

Veränderungen im UGT2B15 stehen in engem Zusammenhang mit einem gehemmten Abbau und Toxizität von BPA. Die UGT-Gene steuern die Enzyme der Glucuronidierung in der Leber. Man fand heraus, dass UGT2B15 den größten Anteil von BPA abbaut und dass UGT1A9 bei sehr hohen Belastungen am Abbau beteiligt wird. Kreuzblütler, Resveratrol, Zitrusfrüchte, Rotbuschtee, Rosmarin und Kurkuma regulieren die UGT hoch. Außerdem gibt es Lebensmittel, die D-Glucarsäure (das Glucuronidierungssubstrat) liefern. Dies kommt in hohen Konzentrationen in Mungobohnen und Adzukibohnen vor, sowie in Orangen, Spinat, Äpfeln, Karotten, Alfalfasprossen, Rosenkohl, Blumenkohl, Brokkoli, Grapefruit, Weintrauben, Pfirsichen, Pflaumen, Zitronen und Aprikosen.

Das BPA, das nicht durch Glucuronidierung abgebaut wird, wird normalerweise durch SULT1A1 abgebaut. Da die SULT1A1 Hormone abbaut (Cortisol, Dopamin, Paracetamol, Testosteron, Pregnenolon und Östrogen), kann sie durch Einnahme von Hormonen ausgelastet werden. Menschen, die viel Kaffee trinken und ein SNP in diesem Gen haben, verlangsamen den Abbau von BPA zusätzlich! Man stellte fest, dass Diabetiker und schwer übergewichtige Menschen eine eingeschränkte SULT1A1-Funktion auch ohne ein SNP in diesem Gen haben.

Wenn du ein SNP in diesen Genen hast, solltest du besonders darauf achten, so wenig wie möglich BPA ausgesetzt zu werden.

Wer ein Baby plant, kann durch die Einnahme von Schwarzkümmel etwas auf die Giftigkeit von BPA auf Fortpflanzungsorgane einwirken.

Genügend Vitamin A hat sich als hilfreich für den Entgiftungsprozess von BPA erwiesen.