Allergien genetisch betrachtet

Unser Immunsystem soll uns eigentlich vor gefährlichen Erregern schützen, manchmal greift es aber auch ungefährliche Pollen oder Nahrungsmittel an.

Unsere Immunabwehr besteht aus zwei Teilen. Der angeborenen Immunabwehr und der erworbenen Immunabwehr. Dafür das wir eine erworbene Immunabwehr haben wird unser Immunsystem seit unserer Kleinkindzeit trainiert.

Die Fähigkeit des Immunsystems, Nahrungsbestandteile zu ignorieren (orale Toleranz), ist ein aktiver Prozess, bei dem das Immunsystem auf ein Antigen nicht reagiert. T-regulatorische Zellen sind ein großer Teil der Aufrechterhaltung der oralen Toleranz.

Im Dünndarm erkennt dein Körper den Unterschied zwischen der Nahrung, die aufgenommen wurde, und einem Krankheitserreger, der eliminiert werden muss. Der Körper durchsucht den Nahrungsbrei ständig auf mögliche Krankheitserreger – oder auf Fremdstoffe, die das Immunsystem eliminieren kann. Dendritische Zellen im Darm sind das Herzstück dieses Systems und sortieren Bakterien aus. Darum ist die Darmgesundheit auch zentral für die Bekämpfung von Allergien.

Dendritische Zellen kommen auch auf der Haut, in der Lunge und in der Nase vor. Das erklärt auch einen Teil der allergischen Symptome dort, oder? Wenn eine dendritische Zelle ein Nahrungsproteinmolekül präsentiert (du musst dir das wie einen Ausweis im Brustbeutel als Kind vorstellen), um zu signalisieren, dass es sich um einen Krankheitserreger handelt, werden T-Zellen aktiviert und eine Immunreaktion wird ausgelöst. So entsteht also eine Nahrungsmittelallergie.

Der Haupthistokomplex( MHC) ist sowas wie der Türsteher in unserem Körper. Er markiert über das HLA- System alles was körpereigen und was körperfremd ist. Die HLA Gene kann man bestimmen. Viele Veränderungen in den HLA Genen werden mit Autoimmunerkrankungen oder auch Allergien wie Heuschnupfen assoziiert.
Unser Immunsystem wird über viele Gene reguliert. Einige Gene sind sowas, wie Wachposten, die aufpassen das sich die Kampftruppen nicht gegenseitig verhauen. Einige rufen Befehle zu feuern zu und andere rufen zum Rückzug.

Es gibt verschiedene Typen von Allergien.
Am bekanntesten ist der Typ 1 der Soforttyp. Er heißt so, weil die Reaktion auf ein Allergen sofort auftritt. Bei diesem Typen sind die T-Zellen, die normalerweise die IgE-Aktivität auf ein vernünftiges Maß einschränken, vermindert oder sind zu wenig aktiv. Das bedeutet das die T Zellen einfach zu faul sind und ihr Zimmer nicht aufräumen. Überall liegen dann IgE Antikörper rum und wenn dann eine Polle drauflatscht dann geht der Alarm los.

Zu den Soforttypen gehören Heuschnupfen, Allergisches Asthma und Anaphylaxie bei Bienenstich oder Lebensmittelallergie.
Bei einer allergischen Reaktion docken IgE Antikörper an das Allergen an und dieser Komplex dockt dann an den Mastzellen oder Basophilen Zellen an. Die Mastzellen kommen im Darm. In den Atemwegen, der Lunge und in Schleimhäuten vor und speichern entzündliche Stoffe, um eine Immunaktivierung auszulösen. Basophile kommen im Blut vor.
Wenn der Komplex an die Mastzellen andockt lösen diese aus und pupsen eine Menge Histamin, Prostaglandin Interleukine und andere Entzündungsmediatoren in den Körper. Die Basophilen lassen ihr Histamin ab. Typische Anzeichen sind dann Flush, Haut und Schleimhautschwellungen, erhöhter Puls, juckende Hautstellen und Atemnot.

Typ 2 und Typ 3 lassen wir aus sonst schreibe ich hier einen Roman. Da nur Typ 1 und Typ 4 für die meisten allergischen Reaktionen verantwortlich sind mit denen Du dich rumplagst mache ich mit Typ 4 weiter.

Der Allergie Typ 4 wird auch der “zweitverzögerte Typ” genannt, weil die Reaktion bis zu 72 Std. auf sich warten lassen kann. Ganz toll, wenn man rausfinden will worauf man denn nun mit dieser bleiernen Müdigkeit reagiert.
Anders als beim Typ 1 wird eine Typ 4 Allergie durch sensibilisierte T-Lymphozyten ausgelöst und nicht durch IgE-Antikörper.

Wenn man es einfach betrachtet, ist eine Allergie ein Missverständnis des Körpers das eine Eiweißverbindung ein gefährlicher Angreifer ist und nachdem er dann fälschlicherweise markiert wurde, schlagen alle auf ihn ein.

Warum es Allergien gibt, dazu gibt es hundert Theorien.
Eine davon ist das die IgE Antikörper arbeitslos wurden, weil wir keine Würmer und andere Parasiten mehr haben. IgE, so meinen Wissenschaftler soll uns in der Parasitenabwehr unterstütz haben und nun da er arbeitslos ist (was ich für ein Gerücht halte) macht er bei jeder Blütenpolle Ärger.
Eine weitere Erklärung sind die Umweltgifte und Chemikalien, denen wir ausgesetzt sind. Sie irritieren unser Immunsystem und es greift dann nicht nur Allergene an, sondern manchmal sogar sich selbst.
Die Theorie das die hohen Hygienestandards an der Allergieentstehung schuld sind. zähle ich der Vollständigkeit halber auf aber meine Meinung ist- es ist von allem ein bisschen.

Angefangen bei unserem Darmmikrobiom als Kleinkind, Die Gabe von Fiebersenkern, mit denen wir unserem Immunstem vorgaukeln, das ein Erreger nicht schlimm genug ist sich gegen ihn zu wehren oder auch die Unmengen an Chemikalien, Hormone, genveränderte Pflanzenpollen und Schwermetalle.

Aber zurück zur Genetik

Es gibt bestimmte Gene, die sind mit einer erhöhten Anfälligkeit für Allergien verbunden.

Die HLA Gene sind einige davon.
HLA-DRA-Gen wird mit Allergien besonders mit Erdnussallergie in Zusammenhang gebracht.
HLA-DQA1-Gen wird mit einer Weizenallergie in Verbindung gebracht.

HLA-DRB4-Gen ist bekannt für die Begünstigung von Heuschnupfen

IL4 und IL13 spielen eine wichtige Rolle bei allergischen und entzündlichen Reaktionen. Es gibt Hinweise, dass Menschen mit SNPs im IL4 Gen Lektinempfindlich sind und dies allergische Reaktionen begünstig. Man vermutet das IL 4 Polymorphismen zu hohen IgE Spiegel führt und daher die Entstehung von Typ 1 Allergien begünstigt.

Das FLG-Gen ist wichtig für Aufrechterhaltung der Barrierefunktion der Haut. Funktioniert es nicht ordnungsgemäß, können atopischer Dermatitis und Pollenallergien entstehen.

Das MS4A2- Gen hat Auswirkungen auf die Entwicklung von Immunantworten im 1. Lebensjahr und wird mit frühkindlichem Asthma in Verbindung gebracht. Der IgE Rezeptor spielt eine zentrale Rolle bei der Mastzelldegranulation und der IgE-vermittelten Allergie.

TLR6, C11orf30, STAT6, SLC25A46, HLA-DQB1, IL1RL1, LPP, MYC, IL2 und HLA-B.
Alle Top-SNPs wurden in einer unabhängigen Studie mit allergischen Symptomen in Verbindung gebracht.

So, nun fragst du dich sicher was bringt dir das Wissen über diese Gene.
Es gibt viele Stoffe, die Gene regulieren können. IL4 zum Beispiel wird runterreguliert durch Curcumin, Schwarzkümmel und Vitamin A.

Das soll jetzt keine Aufforderung sein, Kiloweise Nahrungsergänzungsmittel in die reinzuschütten. Du kannst deine epigenetische Schaltung von Genen auch durch genügend Schlaf oder Atemtechniker verbessern oder du arbeitest an deiner Stressresistenz.

Stress und Schlafmangel können die Selbsttoleranz und orale Toleranz verringern. Das kann dann die Entstehung von Allergien und autoimmunen Erkrankungen begünstigen.
Das der Darm ein wichtiger Faktor bei der Entstehung von Allergien ist, ist glaube ich fast jedem klar. Die Magensäure ist aber auch ein wichtiger Faktor. Sie ist zuständig den Nahrungsbrei, der im Mund (Ja, Kauen ist auch wichtig!) vorverdaut wurde, weiter zu zersetzen und besonders auch Eiweißverbindungen so zu versetzen, dass der Körper sie nicht so schnell mit gefährlichen Erregern verwechselt. Dummerweise sind Erreger nämlich auch aus Eiweißen zusammengesetzt. Du hilfst also mit naturbelassener Nahrung, gutem Kauen, genügend Magensäure (bitte nicht beim Essen trinken) und ein paar Gewürzen, dass die
Verdauung vor dem Darm schon mal gute Vorarbeit leistet.

Was ist jetzt mit Säuglingen mit diversen Allergien? Naja, die können die Allergien der Mutter übernehmen. Wenn die Mutter nicht weiß, dass sie gegen Milcheiweiß allergisch ist, kann diese Allergie trotzdem das Kind betreffen. Vitamin-D-Mangel als Säugling ist ein bekannter Faktor bei der Entstehung von Allergien.

Ein weiterer Faktor scheint synthetische inaktive Folsäure zu sein.
Eine Forschungsstudie aus dem Jahr 2020 zeigt, wie sich die Anreicherung von Lebensmitteln mit Folsäure auf die Anfälligkeit für Allergien auswirken kann. Kinder, die mit viel nicht metabolisierter Folsäure geboren wurden, haben ein hohes Allergierisiko, aber Kinder mit niedrigem Folat haben ein hohes Risiko für Nahrungsmittelallergien. Wichtig ist hier, wie der Körper Folsäure in Folat umwandelt (oder nicht umwandelt).

Daher bitte schon vor der Schwangerschaft genügend bioaktive Folsäure nehmen und auf genügend Vitamin D und einer gesunden Ernährung achten. Über Kosmetika und Giftstoffe schreibe ich dann ein anderes Mal 🙂